Religionskritik mit Gratismut

Religionskritik mit Gratismut

Liebe Staatsoper, könnt ihr nicht demnächst mal Mozarts ‚Idomeneo‘ in der Inszenierung von Neuenfels auf die Bühne bringen, bei der am Schluss vier Religionsgründer geköpft werden? Darunter auch ein sehr bekannter Prophet? Schließlich ist doch die aktuelle Inszenierung einer Hindemith-Oper „mit echtem Blut“ und Sexszenen, die der Religionskritik dienen sollen, stets ausverkauft. Die Altersfreigabe ab 18 ist anscheinend auch für ältere Semester noch prickelnd.

„Stöhnen, Schreie und kleine Juchzer“ glaubte Harald Schmidt gehört zu haben. Als Religionsporno, in der einschlägigen Industrie eine Marktnische, würden wir dieses Bühnenwerk nie bezeichnen, es handelt sich schließlich um Kunst. „Vor der künstlerischen Radikalität“ bekundete sogar der katholische Stadtdekan Respekt – rührend angesichts seiner Vermutung, dass die obszöne Verletzung religiöser Gefühle Teil des Konzepts ist. Wir vermuten das auch.

Die Frage ist, ob die Marketingaktivitäten der Stuttgarter Staatsoper sich auf das praktisch risikolose Christen-Bashing beschränken, oder ob die woken Opernmacher sich in vergleichbarer Qualität auch anderer Religionen annehmen werden. Es ist billig, diejenigen zu verhöhnen, vor denen man keine Angst zu haben braucht. Aber was ist mit jenen, deren Rache man vielleicht fürchtet? Wie wäre es mit einer Opernfassung der ‚Satanischen Verse‘ von Salman Rushdie? Inszeniert als bunte Performance mit Verletzung religiöser Gefühle der Anhänger der Religion des Friedens?

Wir sind gespannt.