Die Bundestagswahl ist vorbei. Man zählt die Stimmen. Am Wahlsonntag fällt ein Beisitzer einer Zählkommission eines Briefwahlbezirks im Norden Stuttgarts aus. Also wird ein Stadtrat der Grünen ersatzweise als Beisitzer verpflichtet. Kurz nach Beginn der Auszählung, nachdem das Zähl-Team Stapel nach Parteien (Zweitstimmen) anlegt, fragt ein anderer Beisitzer die Vorsitzende, Frau A., ob es noch keinen Stapel für B’90 / Die Grünen gebe. Die Antwort: „Nein, es gibt noch keine Grünen-Stimmzettel, wenn einer kommt, schmeißen wir ihn weg“. Soweit zunächst die zur Objektivität und Neutralität verpflichtete Frau A.
Der Grünen-Stadtrat protestiert mit Recht und weist die Dame sowohl auf seine Parteizugehörigkeit, sein Stadtratsmandat als auch auf ihre Pflichten hin. Sie erkundigt sich daraufhin, ob seine (!) Angaben über sich auch der Wahrheit entsprechen. Damit ist ihre Äußerung für sie erledigt.
In den nächsten Tagen erhebt sich in allen Parteien der zu erwartende Sturm der Entrüstung. Die Presse sucht bei Frau A. nach Verbindungen zur rechten Szene…. und wird fündig! Sie hat eine Cousine, deren geschiedener Ehemann NPD-Mitglied war!!
Sie haben es bemerkt: Diese Geschichte ist Fiktion. Sie hat so nicht stattgefunden. Statt B’90 / Die Grünen hat Frau A., die ganz anders abgekürzt werden muss, den AfD-Stimmzettel zur Beseitigung vorgeschlagen. Der Stadtrat war und ist Mitglied der AfD-Fraktion Stuttgart, wurde aber von Frau A. nicht erkannt.
Bild: Dassel, pixabay
Dieser Beitrag erscheint auch im Amtsblatt.